Openends
BERNHARD HEGGLIN &
CHRISTOF LÖTSCHER
Opening: Friday, October 25, 6 pm
Duration: Saturday, October 26 –
Sunday, October 27, 12 – 6 pm

„Oh I‘ve got the big plates ready today guys! I didn‘t know
we actually owned a plate this big. It is huge. Look: Fork
for scale! Anyway. You like oxen, right? You like tongues?
You like 50-year-old tins full of ox tongues?! (Because who
wouldn‘t.) (Net. weight: One point three six kilograms or,
three pounds. Chill before opening). So yeah; a hundred
percent cured of whatever disease they had.”1

Im Jahr 1795 setzte Napoleon Bonaparte, nachdem er zum kommandierenden General der französischen Heimatarmee ernannt worden war, einen Preis von 12.000 Goldfranc für ein Verfahren aus, mit dem man Nahrungsmittel haltbar machen und die Soldaten ohne Plünderungen ernähren konnte. Eingesackt hat das Preisgeld der Pariser Konditor und Zuckerbäcker Nicolas Appert. Er verwendete damals Glasflaschen. Später erfand der britische Kaufmann Peter Durand die Konservendose und liess diese am 25. August 1810 patentieren. 2 Das Problem mit dem «Zu-Machen» war also gelöst. Und nur ein schelmischer Leser erahnt ein weiteres:

Möglichkeiten eine Dose zu öffnen, gibt es viele. Grundsätzlich anstrengend und unpraktisch ist es, wenn man hierfür eine Gabel verwendet. Als ebenfalls semioptimal erweist sich der Versuch, den Deckel der Dose, Stück für Stück mit einem scharfen Messer zu zerschneiden. Ähnliches gilt auch für die Anwendung, der eigens dafür entwickelten «Klinge» in einem Taschenmesser. Es scheint daher naheliegend, für das Öffnen einer Dose einen Dosenöffner zu verwenden.

Dosenöffner gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen, qualitativ unterscheiden sie sich stark. Gemein ist ihnen aber die mechanische Funktionsweise, wonach das auf der Unterseite befindende Zahnradgetriebe so aufgebaut ist, dass ein «Einhaken» am sogenannten «Dosenfalz» möglich ist. Dabei verbeisst sich ein kleines Zahnrad in der gleichen Richtung, in der man die Dose öffnen möchte (in der Regel im Uhrzeigersinn). Man kann nun behaupten, dass beinahe jeder schon einmal einen Dosenöffner benutzt hat. Die Fehlerquote bei der Anwendung ist jedoch eklatant hoch.

Insbesondere bei kostengünstigen Dosenöffnern sind die Messer oft nur minimal scharf, so dass die Schneide die Schärfe innert Kürze verliert. Beim Drehen reissen zudem die Zahnräder aus. Resultat: Das den Falz greifende Zahnrad hat keinen Halt mehr und der Dosenöffner dreht leer durch. Pfennigfuchserei sollte beim Kauf eines Dosenöffners dementsprechend tunlichst vermieden werden.

Das wirkliche Problem bei Öffnen einer Dose ist jedoch ein anderes: «Klassische» Dosenöffner schneiden den Dosendeckel von oben auf. Zwar lässt sich dieses Modell mit weniger Kraft bedienen, allerdings ist die Kante des ausgeschnittenen Deckels am Ende des Schneidvorgangs oft schärfer als das Messer des Dosenöffners selbst. Zudem kommt es relativ häufig vor, dass die Benutzerin resp. der Benutzer des Dosenöffners «zu weit» schneidet und der Deckel (zwar nicht sehr tief, aber doch unangenehm tief) in den Inhalt der Dose fällt. Dadurch sieht sich der oder die Schneidende gezwungen das klassisch ausgefräste Stück Metall manuell zu entfernen, was nicht selten zu Schnittwunden in den Fingern führt.

Diesem Problem kann nur mit einem sogenannten Sicherheitsöffner begegnet werden. Der «wirkliche» Sicherheitsdosenöffner schneidet aussen an der Kante der Dose entlang. Auch diesem Modell sind ein kleines Schneiderädchen und ein Zahnrad eigen. Sogar der Griff kann hier wie beim «gewöhnlichen» Modell geöffnet werden. Jedoch setzt man mit dem Sicherheitsöffner komplett (!) anders an der Dose an. Nach einem kräftigen Zudrücken, muss nur noch der Hebel gedreht werden und das Schneiderädchen sucht sich seinen Weg durch die Aussenwand (!) der Dose. Diese Methode hat gegenüber dem «normalen» Dosenöffner zwei entscheidende Vorteile: Erstens entstehen keine (!) scharfen Kanten, wodurch die Finger der Benutzerin resp. des Benutzers unversehrt bleiben und zweitens kann der Dosendeckel nicht mehr in die Dose reinfallen.

Übrigens: Konservendosen mit aufgewölbten Deckeln können theoretisch explodieren. Der Verzehr des Inhalts von Konservendosen mit aufgewölbten Deckeln (Bombagen) kann zudem eine lebensbedrohliche Vergiftung (Botulismus) bewirken. Die schwedische Spezialität «Surströmming» allerdings wird grundsätzlich in Bombagen angeboten.

Sinan Staeheli
Zürich, 25. Oktober 2019

1 Stuart Ashen: “50-Year-Old Ox Tongue”: Youtube, abgerufen am: 20. Juli 2019 um 8:43 Uhr, https://www.youtube.com/watch?-v=PSuUnuohFwY&t=62s
2 Hanno Ballhausen, Ute Kleinelümern: Die wichtigsten Erfindungen der Menschheit. Geniale Ideen, die die Welt veränderten. Chronik Verlag, Gütersloh/ München 2008, S. 128.

 

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Bernhard Hegglin

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Christof Lötscher / Bernhard Hegglin

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Bernhard Hegglin / Christof Lötscher

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Christof Lötscher / Bernhard Hegglin

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